Quantum KI als disruptive Waffe

4. April 2025

Quantum KI als disruptive Waffe

Der hybride Krieg der Supermächte China und USA

Das digitale Säbelrasseln geht in die nächste Runde. Die Fusion von Quantencomputern und Künstlicher Intelligenz wird zum Quantensprung in der hybriden Kriegsführung. Die globalen Supermächte – USA und China – kämpfen um das grösste Stück des Kuchens, während die Sicherheit von Demokratien zunehmend ins Wanken gerät.

The next quantum leap in hybrid warfare will be made through the fusion of quantum computers and artificial intelligence. The global superpowers – the USA and China – fight for the largest piece of the cake. In what follows, we will shed some light on the strategic implications of this technological arms race.

Quantum KI – die Verbindung von Quantencomputing und Künstlicher Intelligenz – verändert, wie moderne Konflikte geführt werden. Im digitalen Zeitalter verlagert sich Krieg zunehmend ins Netz: Cyberangriffe, Desinformation und autonome Systeme prägen hybride Kriegsführung. Quantum KI verstärkt diese Mittel, indem sie verschlüsselte Daten schneller knacken, Muster in riesigen Datenmengen effizient erkennen und Entscheidungen automatisiert treffen kann.

Hybride Kriegsführung im Quantenzeitalter

Nutzer von Quantum KI haben die Möglichkeit bestehende Verschlüsselungsarten viel schneller zu brechen. Geheime Daten bleiben meist über Jahre hinweg wichtig. Folglich hat sich die Idee des «harvest now, decrypt later» entwickelt. Mehrere Staaten beginnen deshalb schon jetzt mit dem Sammeln von verschlüsselten Daten, mit der Erwartung diese im nächsten Jahrzehnt zu entschlüsseln. Als Reaktion entwickelt das National Institute of Standards and Technology (NIST) einen neuen internationalen Post-Quantum-Cryptography Standard, welcher der Rechenleistung eines Quantencomputers standhält.

Ein weiterer Anwendungsbereich von Quantum KI ist der öffentliche Informationsraum. Desinformationskampagnen mit Fake News und Deepfakes nutzen bereits heute traditionelle KI. Im Zeitalter der Quantum KI können solche Inhalte noch schneller produziert und genauer auf Zielgruppen abgestimmt werden.

Diese potenziellen Entwicklungen stellen eine klar hybride Bedrohung für Demokratien dar: Die Glaubwürdigkeit von staatlichen Akteuren und Medien kann gezielt untergraben werden.

Unsere These: Quantum KI destabilisiert demokratische Systeme, da sie deren Schutz gegen hybride Angriffe schwächt.

Doch nicht nur die Technologie selbst ist entscheidend. Es ist auch entscheidend, wer sie kontrolliert und wie sie genutzt wird. Das zeigt sich besonders im Wettlauf der Supermächte.

Geopolitisches Seilziehen der Supermächte

Aktuelle Ereignisse bestätigen ein grosses Interesse der beiden Supermächte China und USA an Quantum KI: Beide Nationen fördern diese Technologie mit enormen Geldsummen. So stellt Chinas Staatsfonds rund 138 Milliarden Dollar zur Verfügung. Auch die USA zeigen sich als williger Finanzier und sprechen run 1.8 Milliarden Dollar über die nächsten 4 Jahre. Dadurch sollen vor allem Kooperationen zum Thema Quantenforschung verstärkt werden, unter anderem zwischen dem Energieministerium und der NASA. Diese Summen können nicht direkt miteinander verglichen werden, beweisen aber die Wichtigkeit des Themas in den Augen der Supermächte.

In den USA gelten seit Januar 2025 strenge Investitionsverbote in chinesische Quantenunternehmen. Besonders betroffen ist die Alibaba Group, die mit ihrem «Alibaba Quantum Laboratory» führend in Chinas Quantenstrategie ist. Zusätzlich wurden unter Präsident Trump über 50 chinesische Tech-Unternehmen – darunter auch Alibaba - auf eine «Export-Blacklist» gesetzt. Ziel ist es den Zugang zu kritischen Innovationen (bspw. Nvidia Computerchips) zu erschweren, um diese zu schützen. Die chinesische Regierung kritisiert diese restriktiven Massnahmen und kündigt entsprechende Gegenmassnahmen an.

Neben Investitionen und Strategien spielt auch die Art und Weise eine Rolle, wie über Quantum KI gesprochen wird, denn Sprache formt Politik.

Zwischen Sicherheitsversprechen und geopolitischen Interessen

Die Debatten um Quantum KI sind stark narrativ verfestigt. Für die USA ist es ein «Schutzschild für Demokratien» und China betont eine friedliche Innovation und globale Kooperation. Gleichzeitig spricht das Pentagon offen von «Quantenüberlegenheit als der Schlüssel zur hybriden Kriegsführung» und verweist auf die mögliche Entschlüsselung der Kommunikationsketten der Feinde oder die Fähigkeit autonomer Drohnenschwärme. In der chinesischen Militärstrategie ist die Quantum KI ein «unverzichtbarer Bestandteil der nationalen Souveränität» und stellt einen Massstab für die wirtschaftliche Stärke des Westens dar.

Viele Diskussionen greifen die Analogie zur Atombombe auf. Quantum KI wird, wie die Entwicklung der Nukleartechnologie, als potenzieller «Gamechanger» angesehen, der die Kräfteverhältnisse zwischen Staaten dauerhaft umschichten könnte. Beispielsweise warnen Experten seit Jahren vor einem «Quanten-Sputnik-Moment», bei dem eine Supermacht technologisch uneinholbar wird. Ein Szenario, das politische Entscheidungen wie Exportkontrollen und Investitionsverbote massgeblich beeinflusst.

Zudem sind strategische Narrative nicht nur zur Rechtfertigung von Investitionen und Regularien von Bedeutung, sondern auch zur geopolitischeren Selbstpositionierung. Die USA betonen die Sicherheit und das demokratische Ideal, China beansprucht technologische Souveränität und Unternehmen betonen Quantum KI als transformierende Innovation. Die Kommunikation stellt oft die gemeinsamen Vorteile und Ideal in den Vordergrund, es entsteht aber der Eindruck von versteckten politischen Interessen. Diese Diskurse zeigen, dass die Entwicklung der Technologie eng mit Macht verbunden ist, wie die Atomtechnologie im 20. Jahrhundert gezeigt hat.

Eine Frage der Macht

Quantum KI ist nicht nur Technologie. Sie ist ein geopolitisches Machtinstrument. Ihr Einsatz entscheidet mit darüber, wie Konflikte der Zukunft aussehen und welche Systeme bestehen. Für Demokratien ist es entscheidend, frühzeitig ethische Standards zu setzen, Zusammenarbeit zu fördern und sich auf hybride Bedrohungen vorzubereiten, bevor der technologische Vorsprung autoritärer Staaten unumkehrbar wird.

Von Valentin Huber, Besmir Kadrii und Marco Kaufmann (Gruppe 7)